Auf dem Schlossberg in Landsberg
stand einst eine mittelalterliche Burg. Doch die Besiedelung geht viel weiter zurück. Was findet sich davon noch unter der Erde? Aufschluss darüber könnten archäologische Ausgrabungen geben, die
angestrengt werden, wenn auf dem Schlossberg gebaut wird. Dass im Norden des Areals ein Anbau an das bestehende Schulgebäude errichtet werden soll, dem würde Dr. Jochen Haberstroh vom Landesamt
für Denkmalpflege mit heutigem Kenntnisstand nicht mehr zustimmen. Diese Aussage sorgte in der jüngsten Sitzung des Stadtrats für Kritik.
Jochen Haberstroh informierte die Stadträtinnen und Stadträte gemeinsam mit Architektin Victoria von Gaudecker über die Auswirkungen der archäologischen Grabungen auf die Planungen und den Zeitplan für die Sanierung und Erweiterung der Schlossbergschule. In seinen Stellungnahmen im Zuge des Realisierungswettbewerbs habe das Landesamt für Denkmalpflege eine Bebauung im Süden bevorzugt, einen Anbau im Norden aber nicht generell abgelehnt, wie Haberstroh sagte. "Mit jetzigem Kenntnisstand würde ich deutlicher darauf hinweisen, dass wir einer Bebauung im Norden nicht zustimmen können."
Diese Aussage ärgerte Stadtrat Stefan Meier (ÖDP). "Sie wissen schon, dass Sie uns ganz schön in die Bredouille gebracht haben", sagte er an Haberstroh gerichtet. Denn Preisgericht und Stadtrat seien bei der Wahl des Entwurfs davon ausgegangen, dass ein Anbau im Norden auch aus Sicht des Denkmalschutzes möglich ist. Dem entgegnete Jochen Haberstroh: "Unsere Stellungnahme vom März 2020 formuliert ganz klar eine Präferenz für den Süden."
Zuvor hatten Haberstroh und von Gaudecker vorgestellt, wie gegraben wird und welche Einflüsse dies auf das Projekt hat. Bodenuntersuchungen hätten gezeigt, dass am Schlossberg erst in einer Tiefe von vier Metern fester Grund sei. Das Areal sei wohl immer wieder verfüllt worden, so von Gaudecker. Die Errichtung einer Bodenplatte scheide daher aus, das Gebäude müsse mittels Brunnengründung und mit rund 40 Bohrpfählen statisch gesichert werden. Eine Unterkellerung sei ebenfalls möglich, allerdings würden dadurch höhere Kosten verursacht.
"Bodendenkmäler sind im Boden am besten aufgehoben", meinte Jochen Haberstroh. Eingriffe seien immer mit Problemen verbunden. Am Schlossberg müsse bis zu 5,50 Meter tief gegraben werden. Die Grabungen im Norden, wo sich das Herzstück der früheren Burg befand, seien sicherlich komplexer als im Süden. Das Landesamt geht daher im Süden von einer Dauer der Grabungen von maximal sechs Monaten und einem Drittel der Kosten aus. Im Norden würden die Grabungen mindestens eineinhalb Jahre dauern und rund 1,5 Millionen Euro kosten. "Es kann aber auch länger dauern", so Haberstroh.
Dem Antrag auf Erlaubnis der Grabungen werde das Landesamt für Denkmalpflege zustimmen, sagten von Gaudecker und Haberstroh. Danach würden vonseiten des Landesamts keine Einwände mehr gegen das Bauvorhaben kommen. Es könne aber sein, dass die öffentliche Diskussion erneut aufflammt, wenn die Befunde vorliegen. „Das muss man dann aushalten“, sagte Haberstroh.