Während der Haushaltsberatungen im November vergangenen Jahres ist für die Sanierung und Erweiterung der Schlossbergschule in Landsberg von Kosten in Höhe von rund 18 Millionen Euro ausgegangen worden. Jetzt präsentierten Architekten und Planer im Stadtrat die aktuelle Kostenschätzung und einen möglichen Zeitplan für den vom Stadtrat im September 2021 beschlossenen Anbau im Norden des bestehenden Schulgebäudes.
Ende Juli 2018 beschloss der Stadtrat, das Bestandsgebäude der ehemaligen Mittelschule am Schlossberg als vierzügige Grundschule beizubehalten und mit einem Anbau zu erweitern, um die beiden Grundschulstandorte im Osten der Stadt (Grundschule am Spitalplatz und Pössinger Straße) dort zusammenzulegen. Aus einem Realisierungswettbewerb ging der Entwurf von Victoria von Gaudecker mit einem Anbau im Norden als Sieger hervor. Mitte September 2021 beschloss der Stadtrat mit 22:1 Stimmen der Vergabe der Planungsleistung auf der Basis des Siegerentwurfs zu.
Planungen liegen vorerst auf Eis
Ende Juli 2022 wurde ein Bürgerbegehren gestartet, mit dem Ziel, den Anbau im Norden zu verhindern. Kurz danach bat Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) die Planer, das Projekt bis nach dem Ende der Stadtrats-Sommerpause im September ruhen zu lassen. Nach der Entscheidung für ein Ratsbegehren in der jüngsten Stadtratssitzung liegen die Planungen für den Anbau im Norden bis zum 4. Dezember (Tag des Bürgerentscheids) auf Eis. Bislang, so die Information der Stadtverwaltung, hat die Stadt für Wettbewerb und Planungen rund 500.000 Euro ausgegeben. Sollten die Bürgerinnen und Bürger gegen einen Anbau im Norden stimmen, müsste das Verfahren erneut aufgerollt werden und die beauftragten Architekten und Planer könnten Schadenersatz in Höhe von insgesamt rund einer Million Euro fordern.
In der jüngsten Sitzung des Stadtrats nannten Architekten und Planer die veranschlagten Gesamtkosten für das Projekt:
- Archäologie und Abbrucharbeiten: rund zwei Millionen Euro
- Bauwerk Neubau: etwa 9,9 Millionen Euro
- Bauwerk Altbau: rund 10,4 Millionen Euro
- Außenanlagen und Freiflächen: 2,7 Millionen Euro
- Ausstattung: 903.000 Euro
- Baunebenkosten: 6,4 Millionen Euro
Da die Architekten und Planer mit unvorhergesehenen Kosten in Höhe von fünf Prozent der Gesamtkosten kalkulieren, summieren sich die Gesamtkosten auf rund 34 Millionen Euro. Zuletzt waren im November vergangenen Jahres bei den Haushaltsberatungen des Stadtrats 18 Millionen Euro genannt worden. Der Stadtrat nahm die vorgestellten Kosten ohne Nachfragen zur Kenntnis. Die Stadtverwaltung wurde einstimmig beauftragt, die Finanzierung zu überprüfen sowie die Fördermöglichkeiten und den Vorsteuerabzug zu klären.
Architektin Victoria von Gaudecker und die Fachplaner informierten die Stadrätinnen und Stadträte auch kurz über ihre Planungen. So sollen im Neubau im Norden Aula, Speisesaal (beide Erdgeschoss), Lehrerzimmer (erstes Obergeschoss), Klassenzimmer (zweites Obergeschoss), Gymnastiksaal, Musikraum und Veranstaltungssaal (alle Dachgeschoss) Platz finden und im Altbau Klassenzimmer sowie im Dachgeschoss die Mittagsbetreuung. Der Anschluss des Neubaus an den Altbau solle so erfolgen, dass der Erker und die Stuckelemente weiterhin zu sehen seien, so von Gaudecker. Der Neubau orientiere sich in seinen Proportionen am Bestand. Die geschlämmte Außenfassade sei so unter anderem am Peter-Dörfler-Weg zu sehen.
Wie die künftige Grundschule beheizt werden soll, stellte Wolfgang Hirdina vom gleichnamigen Ingenieurbüro vor. Demnach könne die gespeicherte Wärme aus der darunter liegenden Schlossberggarage über eine Luftwärmepumpe genutzt werden. "Das ist nachhaltig und äußerst effektiv", sagte Hirdina in der Sitzung. Zudem werde versucht, den Wärmeverbrauch über eine entsprechende Hülle für die beiden Gebäude gering zu halten.
Zeitplan sieht Fertigstellung im Herbst 2026 vor
Wie sieht der Zeitplan aus? Während der archäologischen Grabungen (Dauer bis Ende 2023) könnten Planungen und Auftragsvergabe parallel laufen, sagte Victoria von Gaudecker. Der Baubeginn für die Sanierung des Altbaus ist im Bauzeitenplan für Mitte 2023 vorgesehen, die Fertigstellung Mitte 2025. Mit den Arbeiten am Neubau könne im Frühjahr 2024 begonnen werden, fertig wäre das Gebäude im Herbst 2026.
Meike Bucko, die Referatsleiterin Hochbau in der Stadtverwaltung, erläuterte den Stadträtinnen und Stadträten, wie sich der Zeitplan für das Gesamtprojekt verändern würde, wenn ein Anbau im Norden in einem Bürgerentscheid abgelehnt würde. Vergaberechtlich sei es nicht möglich, den Anbau einfach in den Süden zu verlegen. Das Verfahren müsste komplett neu begonnen werden. "Es würde zwei bis drei Jahre dauern, bis wir an dem Punkt sind, an dem wir uns jetzt befinden."