„Rettet den Schlossberg: Gegen einen Anbau an die Schlossbergschule im Norden“ ist nicht mehr nur eine Bürgerinitiative, sondern nun auch ein offener Brief vieler bekannter Landsbergerinnen und Landsberger, die sich gegen dieses Projekt aussprechen. Warum sie das machen und welche Forderungen sie haben, erklärt der heute in Kaufering lebende Landsberger Peter Vonnahme und blickt damit auch in die Geschichte Landsbergs zurück. "Wir orientieren uns an dem Offenen Brief der Bürgerinitiative zur Rettung des Lechwehrs von 1982." Dieser Brief habe damals wesentlich zum Erfolg der Rettungsbemühungen beigetragen.
Schon beim Lechwehr gab es eine große Interessensgemeinschaft
Damals hatten 16 namhafte Persönlichkeiten unterzeichnet (unter anderem Stadtbaumeister Franz Dengler, Chefarzt Rudolf Perl, Stud.Dir. Anton Lichtenstern, Redakteur Walter Drexl, Franz Rössle, Amtsrichter, späterer OB). Vonnahme, früher Richter am Verwaltungsgerichtshof und Kauferinger Gemeinderat, habe im Organisationsausschuss der Schlossberginitiative angeregt, diesen Brief nach dem historischen Vorbild zu versuchen. "Gemeinsam mit dem Landsberger Stadtheimatpfleger Dr. Stefan Paulus habe ich den Text entworfen", so Vonnahme. "44 namhafte Damen und Herren haben den Brief an Stadtrat und Oberbürgermeisterin unterzeichnet. Hinter den Namen verbirgt sich viel Expertise und Zivilcourage", so Vonnahme. Der Brief 1982 stand unter dem Motto "Aus der Romantik am Lech ein nüchterner Zweckbau" und zeigt damit auch die heutige Problematik auf. Denn hier geht es nicht nur um Grabungen, sondern auch die Landsberger Stadtsilhouette. Kann man eine Schule so bauen, dass sie nicht maßgeblich beeinträchtigt wird?
Unter den Unterzeichnenden des Offenen Briefs seien ehemalige und aktuelle Stadträtinnen und -räte, Wissenschaftler, Schulleiter, Kulturtreibende, Behördenmitarbeiter und Heimatschützer. "Nicht wenige von ihnen standen in einem Loyalitäts- und Interessenkonflikt. Sie haben sich für die Sache entschieden und deshalb persönliche Freundschaften und Verbundenheiten im Interesse eines übergeordneten Zieles hintenangestellt", so Vonnahme. Gemeinsam mit dem Architekten Rainer Spring sei er das Bindeglied zwischen den Offenen Briefen von 1982 und 2022.
Große Hoffnung in die Überzeugungskraft des Appells
Laut Peter Vonnahme setzen Initiatoren und Unterstützer große Hoffnung in die Überzeugungskraft des Appells. "Wir sind davon überzeugt, dass unser Anliegen schutzwürdig ist und wir bemühen uns alle und jederzeit, unser Ziel, unbeeindruckt von fragwürdigen Machenschaften der anderen Seite, mit seriösen Mitteln zu erreichen." Der offene Brief sei ein deutlicher Appell, denn man befürchte für Landsberg, dass auf dem Schlossberg ein hoher kultureller und finanzieller Verlust drohe.
Vonnahme: "Die Initiatoren des Bürgerbegehrens „Rettet den Schlossberg“ haben zugesagt, den Antrag zurückzunehmen, wenn von den Bauplänen auf der Nordseite Abstand genommen wird." Thema des Briefs ist die Schlossbergdebatte. Denn, wie kann der künftige Raumbedarf für die Grundschule in der Lechstadt gedeckt werden? Die Initiatoren schreiben:"Von den eingegangenen 18 Entwürfen sprach sich ein einziger dafür aus, den Erweiterungsbau komplett auf der Nordseite der Schlossbergschule zu errichten (Nordvariante). Alle anderen Planungsbüros empfahlen die Errichtung des Hauptgebäudes südlich der Schlossbergschule (Südvariante). Ungeachtet der wiederholt vorgetragenen Bedenken aller Denkmalschutzbehörden und Experten entschied sich der Stadtrat für die Nordvariante. Allein dagegen richtet sich das jüngst angelaufene Bürgerbegehren 'Rettet den Schlossberg' und nicht – wie immer wieder behauptet – gegen die Nutzung des Schlossbergs als Schulstandort."
Diese Argumente führen die Unterzeichner des Briefs an
Die Gründe, warum die Initiative gegen diese Planung ist:
1. Bei Umsetzung der Baupläne auf der Nordseite der Schlossbergschule wäre das archäologische Erbe der Stadt Landsberg – Bodendenkmäler bis in die Zeit 2000 v. Chr. sowie Reste der herzoglichen
Burg aus dem Mittelalter – für immer verloren. Zudem würde der geplante Neubau die bisher vertraute Stadtsilhouette und das denkmalgeschützte Altstadtensemble aus allen Blickrichtungen massiv
verändern.
2. Bauen auf historischem Gelände birgt hohe Risiken. Es sei daher zu befürchten, dass der im Norden geplante Anbau mit seinen unvermeidlichen Eingriffen in die archäologische Substanz Landsbergs
zu kosten- und zeitintensiven Verzögerungen bis hin zu einem Baustopp führt. Was das konkret bedeuten könne, belegt der jahrelange Stillstand nach den Skelettfunden hinter der Johanniskirche im
Vorderanger. Das hätte fast zum endgültigen Aus des Wohnungsbauprojekts geführt.
3. Ein ähnliches Fiasko auf dem Schlossberg wäre definitiv nicht im Interesse der Schüler, die auf ausreichend Schulraum angewiesen sind. Die erforderlichen Räumlichkeiten lassen sich durch einen
Erweiterungsbau auf der Südseite der Schlossbergschule planungssicher und kostensparend verwirklichen. Ein solcher Bau im Areal zwischen Schlossbergschule und Jungfernsprungturm – etwa im Bereich
der ehemaligen Schlossbergwirtschaft und des abbruchreifen Flachbaus aus den 1970er-Jahren – könnte sich an dem grandiosen Stadtpanorama orientieren, das der bekannte Landsberger Künstler Johann
Mutter festgehalten hat. Das Gemälde belege eindrucksvoll die harmonische Einfügung der ehemals auf der Südseite vorhandenen Bebauung in das Landsberger Stadtbild.
4. In pädagogischer Hinsicht sei ein Neubau auf der Südseite einem Bau auf der Nordseite gleichwertig.
5. Umplanungen führen erfahrungsgemäß zu Ersatzansprüchen der Planer für bisher erbrachte Leistungen. Da sich die Planungen noch in einem frühen Stadium befinden – und nach Auskunft der Stadt
inzwischen eingestellt sind – , halte sich der finanzielle Schaden derzeit noch in engen Grenzen. Außerdem sei er allein die Folge der bisherigen Missachtung der Stellungnahmen der für den
Denkmalschutz zuständigen Fachstellen.
Es sei jetzt an der Zeit, weitere Kosten für die Stadt durch das Festhalten an einer Fehlplanung zu vermeiden.
Diese Landsbergerinnen und Landsberger haben unterschrieben
"Die Unterzeichner rufen Stadtrat und Oberbürgermeisterin dazu auf, gemeinsam mit Bürgerschaft, Schule und Denkmalschutz eine Lösung zu erarbeiten, die sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft gerecht wird", so Vonnahme. Dies sind:
(Wolfgang Buttner, Energieberater; Franz Daschner, Stadtrat; Ingrid Daum, Historikerin; Dr. Wolfgang Daum, Richter am Amtsgericht i. R.; Manfred Deiler, Präsident Europ. Holocaustgedenkstätte; Urte Ehlers, Kunsthistorikerin; Dr. Werner Fees-Buchecker, 2. Vorsitzender Historischer Verein; Axel Flörke, Stadtrat; Dr. Rainer Gottwald, Controller; Hartmut Grießinger, Stadtbaumeister i. R.; Christoph Hartmann, Musiker; Friedrich und Josefine Heimerer, Geschäftsführer der Heimerer-Schulen; Carmen Jacobs, Kulturwissenschaftlerin; Gunnar Kahmke; Christian Karlstetter, ehem. Schulleiter Schlossbergsschule; Reinhold Knollmüller, Oberstudiendirektor a. D.; Sigrid Knollmüller, Ehrenvorsitzende Histor. Verein; Prof. Dr. Ferdinand Kramer, Lehrstuhlinhaber für Bayerische Geschichte an der Universität München; Berthold Lesch, ehem. Stadtrat; Sieglinde Lichtenstern; Dr. Karsten Lohscheidt, Arzt; Hartfrid Neunzert, ehem. Leiter des Stadtmuseums; PD Dr. Stefan Paulus, Stadtheimatpfleger; Pioch Jonas, Stadtrat; PD Dr. Edith Raim, Historikerin; Thomas Riemerschmid, Architekt, Dipl. Ing. Univ.; Franz und Gisela Robrecht; Gerhard Roletschek, Oberstleutnant a. D.; Peter Satzger, Physiker; Konrad Schmid, ehem. Stadtrat; Ruth Sobotta, ehem. stellvertr. Landrätin und ehemalige Dritte Bürgermeisterin; Rainer Spring, Architekt; Dr. Bernd Steidl, Kreisheimatpfleger; Manfred und Marianne Strobl, Fahrschulinhaber; Peter Vonnahme, Richter am Bayer. Verwaltungsgerichtshof i. R.; Helmut Wagner, Rektor i. R.; Dr. Sybe Wartena, Kunsthistoriker; Dr. Heide Weißhaar-Kiem, Kreisheimatpflegerin; Tobias Wohlfahrt; Martin Zeiser, ehem. Stadtrat).