Der Schlossberg gilt als die Wiege der Stadt Landsberg. Die Besiedelung reicht 4000 Jahre zurück, vielleicht noch länger. Einst stand die Landespurch auf der Anhöhe, die der Stadt später den Namen geben sollte. Denkmalpflege und Historiker vermuten bedeutsame archäologische Funde auf dem Areal, besonders im nördlichen Bereich des Schlossberggeländes. Doch genau dort soll ein Anbau errichtet werden – gegen die Bedenken der Denkmalschützer. Unsere Redaktion hat mit Dr. Jochen Haberstroh und Maximilian Bauer vom Landesamt für Denkmalpflege gesprochen. Sie sagen, welche Funde vermutet werden, warum bisher noch nicht gegraben wurde und warum die zuletzt favorisierte Planung ohne Keller und Erhöhung um vier Meter ihrerseits abgelehnt wird.
„Mit einer archäologisch schon heute belegten Nutzung über vier Jahrtausende hinweg gehört der Schlossberg zweifellos zu den besonders hochrangigen Bodendenkmälern mit überregionaler Bedeutung“, teilt Pressesprecher Maximilian Bauer auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Bei einer Verwirklichung des Siegerentwurfs für die Erweiterung der Schlossbergschule sei zu vermuten, dass in allen Bereichen umfangreiche archäologische Funde und Befunde zu Tage treten, die einen hohen Dokumentationsaufwand verursachen. „Besonders im nördlichen Teil des Schlossbergs erwarten wir eine sehr hohe Dichte, da dort die Kern-Burg aus vor- und frühgeschichtlichen Perioden und mittelalterlicher Zeit liegt.“
Doch warum wurden bislang keine archäologischen Grabungen auf der Nordseite des Schlossbergs veranlasst? Denkmalschutz und Denkmalpflege haben laut Bauer den Auftrag, Bodendenkmäler möglichst ungestört im Boden zu erhalten. Bei archäologischen Ausgrabungen handele es sich immer um eine kontrollierte Entfernung der originalen Substanz. „Sie können deshalb immer nur das letzte Mittel sein, um die im Boden erhaltene Substanz vor einem Neubau zu dokumentieren.“
Deshalb finden archäologische Ausgrabungen heute fast ausschließlich auf Wunsch und Veranlassung von Bauherren statt, so Bauer. Das Landesamt geht davon aus, dass die Grabungs- und Dokumentationsarbeiten, die notwendigen begleitenden naturwissenschaftlichen Untersuchungen und die Restaurierung der Funde einen Zeit- und Kostenaufwand von mindestens anderthalb Jahren und 1,2 Millionen Euro erfordern würden. Für die Kosten der archäologischen Maßnahmen müsse die Bauherrschaft – also die Stadt Landsberg –, die in das Bodendenkmal eingreift beziehungsweise es für das Bauvorhaben zerstören würde, im Rahmen der Zumutbarkeit selbst aufkommen.
Gegenüber unserer Redaktion geht Pressesprecher Bauer auch darauf ein, wie die Grabungen erfolgen würden. „Heute kommen digitale und analoge Methoden der Dokumentation gleich berechtigt zum Einsatz.“ Dazu gehöre auch die 3D-Erfassung vor Ort. Wegen der erwarteten zahlreichen Architekturbefunde wäre im Falle des Schlossbergs auch eine qualifizierte Bauforschung hinzuzuziehen. Zudem gehören laut Bauer heutzutage unterschiedliche naturwissenschaftliche Methoden aus verschiedenen Nachbardisziplinen (Paläobotanik, Archäozoologie, Palynologie, Radiocarbondatierungen) zu den üblichen Untersuchungsstandards. Bei Grabfunden seien zudem zwingend qualifizierte Anthropologinnen und Anthropologen heranzuziehen.