„Rettet den Landsberger Schloßberg“ – dieses Motto hat sich der Historische Verein auf die Fahnen geschrieben. Um einen Anbau an die Schlossbergschule im Norden zu verhindern, ist am Donnerstagabend die Gründung einer Bürgerinitiative und der Start eines Bürgerbegehrens vorgesehen. Kritik an dem Vorhaben der Stadt wird auch von Stadtheimatpfleger Dr. Stefan Paulus laut. Er spricht nicht nur von einer Katastrophe für die bedeutsamen Bodendenkmäler im nördlichen Bereich des Schlossbergs, sondern kritisiert auch die Abkehr vom jahrzehntelangen Umgang mit der Altstadt mit einem besonderen Augenmaß für den Denkmalschutz.
Mit der Zusammenlegung der Mittelschulen ist die Schlossbergschule frei geworden. Künftig soll das Gebäude als Grundschule genutzt werden. Bei einem Wettbewerb schlugen 17 Architekturbüros vor, den erforderlichen Anbau im Süden zu errichten. Das Preisgericht bevorzugte 2021 jedoch den einzigen Entwurf, der einen Anbau an der Nordseite vorsah. Die Architekturbüros Gaudecker und Hofstadt Architekten wollen, dass der Anbau in seiner Silhouette Bezug auf die Position der ursprünglichen Burg nimmt. Durch den Neubau im Norden entstehe ein offener Park im Süden. Die Architekten und Fachplaner arbeiteten intensiv an der Planung. „Wir brauchen die zusätzlichen Schulräume bis zum Schuljahr 2025/2026. Der Zeitplan ist daher straff“, teilte Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) vor Kurzem auf Nachfrage unserer Redaktion mit.
Die Kritik des Historischen Vereins wie die des Stadtheimatpflegers wurde laut Baumgartl im bisherigen Verfahren deutlich. Die Argumente des Denkmalschutzes, warum der Anbau auf der Nordseite nicht gewünscht sei, seien bekannt. In der Abwägung und der Entscheidung des Stadtrats jedoch habe es Gesichtspunkte gegeben, die überwogen hätten, insbesondere die der Pädagogik sowie die des Erhalts der öffentlichen Nutzung der Freiflächen im Süden. Der Stadtrat habe in seiner Sitzung im September 2021 die Beauftragung der Planer beschlossen. Dabei habe nochmals eine Abwägung zwischen Denkmalschutz, Pädagogik und Freiflächen im Beisein des Stadtheimatpflegers stattgefunden. Stefan Paulus ist seit Oktober vergangenen Jahres Stadtheimatpfleger. Der gebürtige Landsberger ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Modulbeauftragter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg tätig. „Niemand stellt den Ausbau des Schlossbergs zum Schulstandort infrage, wenn man das möchte“, betont Paulus. Allerdings hätte die Stadt es im Süden schlicht viel einfacher haben können. Alles hätte im Einvernehmen mit dem Denkmal- und Bodendenkmalschutz über die Bühne gehen können. Doch diese Belange seien nicht berücksichtigt worden.
In einer Sitzung des Stadtrats Mitte März hatte die Stadtverwaltung ausführlich über die Stellungnahmen der Denkmalpflege informiert, die von Beginn an (September 2019) deutlich gemacht hatte, dass ein Anbau im Norden vor allem aus archäologischer Sicht ausgeschlossen werden sollte. Doch das Preisgericht um Oberbürgermeisterin und Stadtbaumeisterin kam im Februar 2021 zu einem anderen Schluss. In der Abwägung seien laut Stadtverwaltung die Belange der Denkmalpflege zurückgestellt worden zugunsten einer markanten Situierung der Freiflächengestaltung mit der Aufwertung der Nutzung für die Allgemeinheit und eines modernen Erscheinungsbilds.

Das Resümee, das die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage für die Stadtratsmitglieder Mitte März zog, ist für Stadtheimatpfleger Paulus äußerst beunruhigend. Darin heißt es unter anderem: „Mit der Entscheidung für den Siegerentwurf wird bei der städtebaulichen Weiterentwicklung eine ausschließlich konservatorische Haltung, die ein wichtiger Aspekt der Denkmalpflege ist, nicht weiterverfolgt. Dieser Entwurf kann als ein Vertreter der Haltung des Weiterbauens verstanden werden, die für die europäische Stadt kennzeichnend ist.“ Mit dieser Aussage werden laut Paulus Denkmalschutz und Bodendenkmalschutz pulverisiert.