Denkmalschutz in Landsberg: Die Sorgen sind berechtigt

Was den besonderen Reiz der Landsberger Altstadt ausmacht, ist ein Verdienst des Denkmalschutzes. Die Landsbergerinnen und Landsberger widerstanden – mit nur ganz wenigen Ausnahmen – in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren den Verlockungen moderner Architektur und sanierten lieber ihre denkmalgeschützten Häuser. Vor allem dem früheren Stadtheimatpfleger Anton Lichtenstern lag der Erhalt der historischen Altstadt am Herzen.

Sein Nachfolger Dr. Stefan Paulus setzt sich im gleichen Maße für seine Heimatstadt ein und scheut dabei nicht vor Kritik an Oberbürgermeisterin und Stadtrat zurück. Seine Sorgen sind absolut berechtigt. Denn was die Stadtverwaltung Mitte März den Stadtratsmitgliedern in der Diskussion um den umstrittenen Anbau im Norden der Schlossbergschule vorstellte, darf durchaus als Paradigmenwechsel verstanden werden. „Die deutliche Wahrnehmbarkeit des Neubaus in der Stadtsilhouette bedeutet dabei eine Veränderung, wie sie bei europäischen Städten im Lauf der Jahrhunderte durch Wachstum und Weiterentwicklung immer wieder stattgefunden haben.“ Mit dem zweiten Satz, dass eine „konservatorische Haltung“ nicht mehr weiterverfolgt werde, verabschiedet sich die Stadt davon, die historische Altstadt mit Blick auf den Denkmalschutz zu bewahren.

Ist die Altstadtsatzung vor dem Aus?

Was würde das für die Zukunft bedeuten? Darf jeder Hauseigentümer Dachflächenfenster, Gauben und Fotovoltaikanlagen installieren, wie und wo es ihm oder ihr gefällt? Dürfen sanierungsbedürftige Gebäude abgerissen und durch Neubauten mit Glas und viel Beton ersetzt werden? Ist die Altstadtsatzung dann Geschichte? Oder gilt diese „europäische Weiterentwicklung“ nur für Projekte der Stadt? Schon mit dem unglücklichen Anbau an das Bayertor wurde so ein modernes Bauvorhaben befürwortet. Eine Abkehr vom bisherigen Weg wäre fatal für die Altstadt.